Über die Panflöte
Keine Panik. Seit der Schöpfung der Erde fegen Stürme über Land und Wasser und knicken Schilfrohre am Ufer entzwei. Und diesen gebrochenen Rohren entlockt der Wind, wenn er säuselnd darüber streicht, Musik - zarte äolische Klänge, Panflötentöne. Eine Verbindung zwischen Himmel und Erde.
Pan, Beschützer der Auen, Wälder und Hirten, stellte bei seinen Streifzügen durch Arkadien besonders Nymphen nach. Wo Pan auftauchte, erregte er Panik. Die schöne Nymphe Syrinx erschrak so sehr, dass sie sich in die Fluten des Flusses Ladon stürzte. An der Stelle, wo sie untertauchte, schoss aus dem Wasser ein Schilfrohr, das Pan abriss und in Teilstücke brach, die er aneinander reihte. Und er blies, zum Trost oder aus Trauer, hinein in das Instrument das seither in der Musikwissenschaft mit Syrinx benannt wird.
Die Panflöte ist der Vorläufer der Pfeifenorgel, auch wenn Jahrtausende in der Entwicklung der beiden Instrumente dazwischen liegen. Sie sieht genauso aus, wie ein kleines Orgelpositiv. Die Panflöte ist das einzige Instrument, das der Spieler während dem Spielen nicht betrachten kann. Es bleibt ihm unter seinem Kinn verborgen.
Marcel Cellier, Musikethnologe